Hej, nach Småland wollte ich immer mal. Und damit meine ich nicht das Bälle-Bad im IKEA. Ich meine die Region in Südschweden, dort wo die vielen Bäume stehen, wo alles satt-grün ist. Dort, wo die Elche leben und morgens im Garten stehen, wenn man Urlaub in einem der vielen roten Holzhäuser macht. 2016 ging dieser Traum in Erfüllung. Ich machte einen Roadtrip von Ystad über Karlskrona, Kalmar, Öland, durch Småland, nach Smögen und Göteborg. Ich will wieder nach Schweden.

Guten Morgen Småland

Ich wache auf. Schlafe ich noch oder bin ich wach? Bin ich heute tatsächlich in Småland? Ich schaue mich um. Ein Hotel. Ok. Ich befinde mich mitten im Glasreich Kosta. Nein – der Name Kosta erinnert vielleicht an den Lieblingsgriechen um die Ecke. Ich meine aber Kosta mit K. Wie Kosta Boda eben. Die Glasmarke. Ich bin völlig übermüdet. Bis 3:00 Uhr nachts hatte ich Emails hochgeladen. Ich befinde mich im Kosta Boda Art Hotel. Überall ist Glas: In den Fluren, im Zimmer, im Foyer… einfach überall. Benimm dich jetzt nicht, wie ein Elefant im Porzellan- ..ähm – Glasladen, denke ich. Ich stehe auf. Nicht zu lange im Bett bleiben, denn ich hatte nur einen Tag in Kosta in Småland geplant. Genauer gesagt nur einen Vormittag. Alles muss schnell gehen. Ein Quickie nur.

Immer noch beeindruckt von gestern Abend

Ich sitze beim Frühstück. Viel los ist nicht. Ich muss immer noch an gestern Abend denken. Vor dem Quickie kam das erste Mal. Das erste Mal, dass ich einen Elch gesehen hatte. So richtig, in echt. Nicht wie im Göteborger Zoo. Er stand hinter einem Gebüsch. Ich saß im Auto. Ohne Schuhe. Es war warm. Und auch ohne Speicherkarten, denn die hatte ich aus der Kamera genommen. Sonst hätte die vielleicht noch jemand gestohlen als ich im Supermarkt war. Was passierte? Ich stieg aus dem Auto, wollte Fotos machen und… nichts passierte. Kein Foto. Denn die Speicherkarte war nicht in der Kamera. So ist das Leben. Was habe ich gelernt? Es kann immer ein Elch unangemeldet auf oder an der Straße auftauchen – in Småland. Deshalb sollten Kameras und Co immer einsatzbereit sein.

Meine eigene Glas-Schüssel – ein Unikat aus Småland

Es ist unerträglich warm. Es sollen 30 Grad werden in Småland. Doch es ist noch nicht heiß genug. Um 11 Uhr treffe ich den Glasbläser und Eigentümer des Kosta Glascenters Lars Andersson. Er zeigt mir, wie man tolle Dinge aus Glas herstellen kann – ganz ohne Maschinen. Ich stehe in einer großen Halle mit einem Ofen, wo Glas erhitzt wird. Denn viele Gläser werden heute bei Kosta Boda immer noch mit dem Mund geblasen. Übrigens auch der Pokal für den Eurovision Song Contest und fürs schwedische Let’s Dance. Tanzen wäre jetzt toll.. aber doch nicht bei der Hitze.

Kosta Glascenter

Eigentlich war ich nie so der große Glas-Fan. Eher Holz. Aber es ist sehr beeindruckend, wie man selbst im Glascenter aus einem Glasklumpen eine Schüssel herstellen darf. Lars hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Menschen den Werkstoff Glas näherzubringen und zu zeigen, wie viel Handwerk darin steckt. Er veranstaltet Workshops, Events und man kann auch bei Ihm Glas blasen. Das ist ganz einfach, wenn man Lars an seiner Seite hat. Einfach bei ihm vorab reservieren und los gehts. Man kann Kugeln, Vasen und Schüsseln machen. Ab 225 Kronen.

Nun bin ich an der Reihe und sollte Glas blasen. Das erste Mal. Lars ist total in seinem Element. Das merke ich. Er sagt: Zuerst machst du das, dann das, ach und hier anfassen, dort drehen, da abkühlen, abklopfen, noch mal erhitzen usw. Puh. Wie soll ich mir das alles merken? Beim Glasblasen muss es schnell gehen und der Flow muss stimmen. Ansonsten wird die Form nicht schön. Erst muss ich mir aussuchen, was ich machen will. Eine Schüssel. Check. Wenn schon, denn schon. Und dann die Farben (puh, so viel Auswahl), das Muster und die Form. Dann geht es los. Ich bin etwas überrumpelt.

Ein heißer Klumpen Glas wird aus dem Ofen geholt. Er ist 1100 Grad heiß.

Dann kommt das Glas in eine Form und wird damit geformt.

Am Ende geht alles ganz schell, und zack ist die Schale fertig. Danke Lars für die Hilfe. In drei Stunden kann ich sie abholen. Wenn sie abgekühlt ist.

So sieht das Ergebnis aus.

Glas-Manufaktur Kosta Boda

In der Zwischenzeit geht es in die Glasfabrik. Hier wird Glas für Kosta Boda hergestellt. Es ist immer noch so warm – der Schweiß läuft mir übers Gesicht. Ihr könnt euch ja vorstellen: Das Wetter, mein Gewicht und die heißen Öfen. Die Kombi macht es am Ende. Auch beim Glas. Hier werden Glas-Skulpturen hergestellt und Gläser für den Privatgebrauch.

In der Halle ist gute Laune. Die Gläser entstehen im Minutentakt und es läuft laute Musik. Ich brauche jetzt erst mal ein Eis.

Kosta Boda Art Gallery

Doch vorher geht es in die Kosta Boda-Glasgalerie. Sie befindet sich direkt nebenan. Wer sich Kunstobjekte aus Glas ansehen möchte, sollte unbedingt mal dort vorbeischauen. Der Eintritt ist kostenlos.

Kosta Outlet

Jetzt aber endlich ein Eis zum Abkühlen und noch etwas Shopping. Ich schlendere aber zunächst durch die Outlet-Läden: Es gibt Geschirr von Iittala aus Finnland, Geschirr und Besteck von den Moomins, Topfuntersetzer von Areva und die tollen Handtücher von Ekelund  Echte Schnapper konnte ich entdecken. Aber dafür eine Kühltruhe mit Eis. Schnell in den fetten Volvo, den ich als Leihwagen hatte. Endlich Eis. Endlich abkühlen. Draußen sind 30 Grad. Sommer.

Småland pur

Während ich noch darauf warte endlich meine Schüssel abzuholen, geht es noch mal etwas weiter in die Wälder. Ich möchte die Natur Smålands genießen. So wie im Fernsehen. Viel Grün, viele Bäume und wo sind die Elche? Hallo? Oder muss ich ein schwedisches „hej“ rufen? Jeder und jede, die schon mal in Schweden war, versteht mich. Ich schaue, wie ein typischer Tourist die ganze Zeit um mich und denke: Ist das da ein Elch? Nein dahinten läuft einer. … Da liegt einer. Ach nur ein Baumstamm, ach so?  Ich möchte noch mehr Elche sehen.

Elchpark „Älgpark Grönåsen“ in Schweden

Es ist 15 Uhr. Die Schüssel ist sicher verstaut im Kofferraum. Ich möchte jetzt noch zu einem Elchpark. Der Älgpark Grönåsen ist nur fünf Minuten von Kosta entfernt. Ich muss Euch jetzt schon verraten, dass Patrick, der Eigentümer des Parks, mir die Elche zeigen wird und ich werde auch einen Elch streicheln können. Für einen Knutscher wird es leider nicht reichen.

Das wars in Småland

Nach dem Treffen mit dem Elch geht es weiter über Växjö nach Jönköping. Dort habe ich dann noch 6 Minuten Zeit schnell in einen schwedischen IKEA zu springen. Hallo? Schon wieder ein Quckie? Ich brauche mehr Zeit das nächste Mal. Ich will immer alles auf einmal und alles erleben. Ich schnappe mir im Schwedenshop was Süßes und Himbeersaft. Doch heute war mein Tag. Es gab kostenlos Pizza bei IKEA. Jetzt noch 90 km fahren bis nach Skövde. Oder wie das heißt. Ich schließe für einen kurzen Moment meine Augen. War das jetzt alles nur ein Traum gewesen? Elche,  Glasfabrik, Natur – so viele schöne Momente. Moment.. was halte ich in meiner Hand? Eine Packung Himbeersaft von IKEA. Es ist wahr! Alles.