Hej, es war immer mein Traum mal nach Spitzbergen, oder Svalbard wie es auf norwegisch heißt, zu reisen. Auf einer Kreuzfahrt mit AIDA ist der Traum dann im Jahr 2018 wahr geworden. Warum erwähne ich hier explizit AIDA? Es kann ja sein, dass Du auch mal eine Kreuzfahrt dorthin planst und meine Erfahrungen Dir dabei helfen. Meine Fahrt war mit der Aida Luna.
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Jan Mayen – ein Vorgeschmack auf Spitzbergen?
Es ist neblig, kalt und stürmisch. Sehr langsam schiebt sich das große weiße Kreuzfahrtschiff schwankend an der Insel Jan Mayen vorbei. Im Hintergrund erzählt der Reiseleiter etwas über die einsame Insel im eisigen Meer. Der Gedanke dort ganz alleine zu leben, reizt mich. Niemand um mich herum, nur Wasser, Eis und Schnee. Stille oder Idylle? Naja, hat man hier Wifi? Und wo genau würde man wohnen? Ich sehe nur schroffe Felswände, die senkrecht ins Meer zu fallen scheinen. Glatt, eisig, fast beängstigend. So, noch schnell ein Foto machen und dann wieder zurück in die Kabine, wo es warm ist und man sich auf Spitzbergen freuen kann. Ob es dort auch so kahl sein würde?
Guten Morgen Longyearbyen- Spitzbergen
2 Tage später. Jackpot. Es regnet. Und das an meinem einzigen Tag auf Spitzbergen – wahrscheinlich in meinem ganzen Leben. Nach Norwegen, Schweden und Co kommt man vielleicht noch mal – das ist gefühlt näher – aber nach Spitzbergen? Das ist für mich, wie Island – weit weg – in einer anderen Welt. Aber ja – positiv denken. Ich hatte einen Ausflug gebucht. Warum? Ein Mietwagen hätte sich nicht gelohnt – und hier mit dem Auto langfahren? Was ist, wenn ein Eisbär plötzlich auf der Straße steht. Oder noch schlimmer, er auf den Wagen zukommt. Von alleinigen Ausflügen auf dem Schneemobil ohne einen Localguide mit Gewehr ist dringend abzuraten. Schon allein wegen der Eisbären.
Ausflug buchen oder nicht?
Soll ich einen Ausflug buchen oder so einfach durch Longyearbyen gehen? Viel gibt es hier nicht. Einen Supermarkt, ein paar Wohnhäuser, Industrie-Anlagen, einen Hafen und eine kleine Kirche. Spitzbergen ist geprägt vom Kohleabbau. Was gibt es noch auf Spitzbergen? Pyramiden, Ny-Ålesund Barentsburg. Nach Barentsburg gehts für mich. Mit einem Schiff – als Ausflug. Hoffentlich ist nicht so viel Seegang. Ich betrete das Schiff und stehe oben, draußen auf dem Deck in meiner Jacke eingemummelt. Ich halte mich fest, denn gleich geht es los. Es wird laut, stürmt und kalt – doch was macht man nicht alles, um Fotos zu machen? Lohnt es sich? Wale sehe ich nicht. Doch der Nebel lichtet sich etwas und ich kann ein paar Fotos machen. Die Berge sind beeindruckend mit dem Meer davor. Ist das eine Möwe da oben? Ja!
Ich gehe runter ins Innere des Schiffes. Hier gibt es Süßigkeiten und was zu trinken. Eigentlich sollte es ein Mittagessen bei diesem Ausflug geben. An uns werden Tüten verteilt. Was ist das? Astronauten-Essen? Es ist Outdoor-Essen und braucht heißes Wasser. Ich trau mich nicht, es zu probieren und nehme es mit nach Hause. Schließlich ist es ewig haltbar. Irgendwo liegt die Packung noch bei mir zu hause in einer Schublade. Irgendwo.
Gefühlt, wie in der Sowjetunion
Nach etwa einer Stunde wurde das Stottern des Schiffmotors ruhiger, das Ufer kam näher. Wir waren angekommen in Barensburg. Anders als der Name vermuten lässt, steht hier keine Burg. Viel mehr ist es eine Siedlung für die Menschen, die hier im Kohlebergbau für ein russisches Unternehmen arbeiten. Es geht vom Hafen eine schmale Treppe hinauf. Es regnet in Strömen. Sehen deshalb die ersten Häuser, die an verlassene Ruinen erinnern, nicht so einladend aus oder woran liegt es? Es ist kalt, trist und nass. Aber ich mache das beste daraus. Schließlich würde ich hier vielleicht nie wieder herkommen. Nun musste alles ganz schnell gehen. Der Aufenthalt in der Siedlung war kurz. Wir wurden umhergeführt.
Alles sieht sehr sowjetisch aus. 1932 wurde der Ort gegründet. 500 Menschen sollen hier leben.Es gibt sogar einen kleinen Supermarkt und eine Schule. Insgesamt sind die Gebäude oben in der Siedlung sehr bunt und bieten einen Kontrast zur felsigen Landschaft. Viel Zeit bleibt nicht. Was bedeuten die kyrillischen Zeichen? Russisch müsste ich jetzt können. Die Menschen hier sind kreativ. Sonnenblumen aus Metall, ein Schlitten für die Post und Wandmalereien. Sogar Parkschilder für Schneemobile gibt es hier. Jetzt cool mit dem Schneemobil zurück nach Longyearbyen düsen.Das wärs, oder? Ich traue mich in den Supermarkt. Es ist eine Zeitreise in die Vergangenheit. In die 80er? 70er Jahre? Hier gibt es alles, was man braucht. Sogar aus Deutschland. Unter Beobachtung des strengen Blicks des Lenin-Denkmals geht es wieder runter zum Hafen. Klitschnass, doch voller neuer Eindrücke. Mit dem Schiff geht es wieder nach Longyearbyen.
Die große Überraschung auf Spitzbergen
Etwas Zeit ist noch bis das AIDA Kreuzfahrtschiff wieder ablegt. Etwa zwei Stunden. Was sollte ich machen? Zurück aufs Schiff? Nein, natürlich nicht. Ich wollte nun noch etwas den Ort Longyearbyen erkunden. Das ist ganz leicht. Zum Glück habe ich festes Schuhwerk an, denn es geht auch bergauf. Zunächst vorbei an den kleinen, farbigen Holzhäusern, einer Einkaufsstrasse und dann traue ich meinen Augen nicht. Rentiere! Echte Rentiere mitten in der Stadt. Ganz langsam schleiche ich mich an. Es ist ein Gefühl aus Freude, Respekt und „Oh mein Gott – echte Rentiere“. Ich hole die Kamera mit dem Objektiv aus der Tasche und zoome bis zum Limit. Noch einen Schritt weiter. Immer mit genügend Abstand. Ich mache schöne Fotos. Mit die schönsten meines Lebens. Doch dann ist es vorbei. Andere Touristen kommen und vertreiben mit ihrer Aufdringlichkeit die scheuen Tiere. Ich beruhige mich wieder. Ich hab Rentiere gesehen. So in echt. Nicht im Zoo. Stolz, wie Oskar, klettere ich wieder die, für meine Verhältnisse, bergige Landschaft hinunter und gehe zurück aufs Schiff.
Alle Angaben ohne Gewähr.. ähm- Gewehr
Auf dem Rückweg mache ich kurz Halt im Supermarkt. Ich will nichts kaufen. Ich will nur mal schauen, ob es stimmt, was man so im Fernsehen sieht. Gibt es wirklich Schränke im Supermarkt, wo man sein Gewehr einschließen kann? Ja, die gibt es. Spitzbergen ist anders. Rentiere in der Stadt. Gewehre vor dem Supermarkt und in der Touristen-Information muss man sich die Schuhe ausziehen. Stellt euch den Geruch von Füßen vor, die den ganzen Tag in Stiefeln waren. Und? Riecht ihr sie?
Verpasste Chance
Eigentlich hatte ich die ganze Zeit auf Spitzbergen nach diesem einem Verkehrsschild gesucht. Dieses abgerundete Dreieck mit einem Eisbären drauf. Ein Selfie davor wäre toll gewesen. Aber ich fand es nicht. Dafür hatte ich viele andere Eindrücke von dieser Insel und muss noch mal wiederkommen. Nur wegen des Schildes? Nein, weil es hier so toll ist. Im tiefsten Winter muss es noch schöner sein. Mit Nordlichtern, Schnee und Eis. – Als ich wieder auf dem Kreuzfahrtschiff war, stellte sich heraus, dass das Schild direkt neben dem Schiff gewesen sein soll – auf der anderen Seite. Na toll. Augen öffnen hilft beim nächsten Mal. Dafür gab es noch Wale zu sehen bei der Abfahrt.