Skandinavische Wohnpsychologie: Mehr wohlfühlen

Hej, gibt es eine skandinavische Wohnpsychologie? Helfen die dänische Hygge, das schwedische Lagom, das finnische Kalsarikännit und das norwegische Koselig dabei uns aufgrund der aktuellen Situation zu hause besser zu fühlen? Krieg, Pandemie und die steigende Zahl an seelischen Erkrankungen sorgen dafür, dass wir uns immer mehr mit Ängsten konfrontiert sehen. Ein Zuhause, dass uns Sicherheit, Geborgenheit und Entspannung bietet, ist wichtiger denn je. Natürlich kann die Wohnpsychologie keine Gespräche mit Freund.innen oder professionelle Hilfe ersetzen, aber sie kann unsere Gefühlslage trotzdem beeinflussen. 

Solltest du in einer seelischen Notsituation sein, findest du u.a. bei der TelefonSeelsorge Hilfe.

Wie kann unser Zuhause uns helfen, damit wir uns besser fühlen?

Unser Zuhause sollte uns Sicherheit, Geborgenheit und einen Ort zum Entspannen bieten. Doch wie schafft man das? Die Wohnpsychologie beschreibt allgemein:

  • die Wechselbeziehung zwischen uns und unserem Wohnraum.
  • die Wirkung der Räume auf uns.
  • Die Interaktionen in den Räumlichkeiten.
  • Und das Zusammenleben im Raum.

Ihr kennt das sicherlich: Räume wirken unterschiedlich auf uns. In manchen fühlen wir uns wohl und man spürt „Hier möchte ich bleiben“ – und in anderen Räumen verbringen nicht so gerne viel Zeit. Räume wirken sich also darauf aus, wie wir agieren und wie wir uns fühlen. Viele Faktoren sind entscheidend, warum wir uns in manchen Räumen besser abschalten können und einfach schlecht drauf sind. Wichtig zu wissen ist, dass Räume unsere Gefühlslage nicht komplett verändern können, aber sie können sie verstärken oder abschwächen.

Skandinavische Wohnpsychologie auch in meinem Wohnpodcast

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Skandinavische Wohnpsychologie: In 10 Schritten besser „wohnfühlen“!

Skandi Balkon
(c) Inter IKEA Systems B.V.

#1 Ort zum Entspannen

Das Wort Hygge taucht sein Jahren immer wieder mal auf, wenn es um Entspannung und Gemütlichkeit geht. Dabei sagt das dänische Wort nur aus, dass man sich wohl fühlt und das geschieht nicht von allein. Man kann sich viel besser wohlfühlen bzw. entspannen, wenn man einen Ort dafür schafft. Das kann auf dem Sofa sein, auf dem Bett, in einem Sessel, auf einem Stuhl oder auf der Küchenbank. Wir alle kennen dieses Gefühl aus der Kindheit, dass wir uns eine Höhle aus Kissen und Decken bauen wollen zum Zurückziehen. Nun sind wir erwachsen und richten uns einen Ort ein, der keine Höhle ist, aber trotzdem mit Decken und Kissen ein Wonfühlort ist zum Lesen, Entspannen, Musik hören, Lieblingsgetränk genießen oder einfach mal nichts machen.

Mehr über Hygge 

#2 Mach den Raum zu deinem Raum

Kopier nicht den Stil anderer, sondern pass ihn auf deine Bedürfnisse hin an. Ich sehe das immer wieder auf Instagram, dass man sich gegenseitig den Wohnstil nachmacht und am Ende ist nichts mehr individuell. Kann man sich so wohlfühlen? Nein! Du kannst dich über Social Media und Zeitschriften inspirieren lassen, aber du solltest auf dein Inneres hören. Der perfekte Raum hat persönliche Gegenstände von dir. Vielleicht ein Foto in einem Rahmen? Etwas, was Du bei einem Wald-Spaziergang gefunden hast? Oder vielleicht hast du die Wandfarbe selbst ausgesucht oder die Möbel selbst aufgebaut? Das hilft dabei den Raum als DEINEN Raum zu gestalten. Also hör auf deine Bedürfnisse und kopiere nicht einen Instagram-Style – das ist gut für die Wohnpsychologie.

#3 Sicherheit und Geborgenheit

Hygge Style, Schlafzimmer
(c) Inter IKEA Systems B.V.

Ich denke, es ist zweifellos, dass das Schlafzimmer der Raum ist, wo wir uns am sichersten fühlen wollen. Immerhin verbringen wir dort die ganze Nacht. Dort können wir entspannen, tauschen Zärtlichkeiten aus und fühlen uns geborgen. Dies geschieht natürlich über die Einrichtung, die Wandfarbe, die Deko etc. aber auch damit, dass wir diesen Raum nicht für alle zugänglich machen. Es ist wichtig, dass wir Bereiche in unserem Zuhause haben, die privat sind. Hier haben Freunde und Nachbarn nichts zu suchen. Solltest Du räumlich keine Möglichkeiten haben, arbeite mit Trennwänden oder Vorhängen, die deine Privatsphäre vor neugieren Blicken schützen.

Mehr Tipps für ein gemütliches Schlafzimmer  

#4 Individualität: Für Paare, Familie und Co

Wenn Du allein zuhause wohnst, kannst du machen, was du willst. Punkt. Wenn du aber in einer Beziehung/Ehe bist, solltet ihr in eine neue gemeinsame Wohnung ziehen und dann gemeinsam die Räume gestalten sowie Kompromisse eingehen. Wer bei jemanden einzieht, sollte man gemeinsam die Räume neu gestalten oder die Einrichtung in Frage stellen. Warum ist das wichtig? Wenn nur eine Person alles dekoriert, werden vielleicht die Bedürfnisse des anderen nicht gestillt. Das ist dann, wie bei den Hunden, die ihr Revier markieren. Hier ein Teil, da ein Teil. Aber die/der andere hat keinen Raum für sich. Also besser gemeinsam einrichten oder Bereiche aufteilen, denn manche wollen immer wieder was verändern in der Einrichtung und andere nicht. Das gilt auch für Kinder. Sobald sie in die Pubertät kommen, wollen sie ihre Individualität ausdrücken. Also sollen sie auch ihre Zimmer selbst gestalten dürfen. Bitte nicht den eigenen Geschmack als Eltern aufzwingen.

#5 Farben und die Wohnpsychologie

Skandi Style in Pastell
(c) Inter IKEA Systems B.V.

Farben beeinflussen unser Gemüt. Manche wirken kalt, manche warm, manche beruhigen und andere wiederum regen uns an. Pastellfarben, ein Beige, ein Weiß sorgen für eine harmonische Basis. Wenn du kräftige Farben wählst, kannst du dich schnell an ihnen satt sehen. Spiel mehr mit farbigen Wohnaccessoieres und wechsle gerne mal je nach Jahreszeit.

Mehr über skandinavische Farben 

#6 Natur & Pflanzen

Wohnpsychologie
(c) Inter IKEA Systems B.V.

Die Natur hilft uns dabei zu entspannen – das ergeben auch Studien. Wer im hohen Norden lebt, hat – abgesehen von den großen Städten – oft viel Natur um sich. Der Blick auf einen Wald, auf einen See, aufs Meer, auf den Fjord, auf Berge oder Felder entspannt. Doch wie verbindet man die Natur mit dem eigenen Zuhause?

Solltet ihr beim Blick aus dem Fenster auf Natur schauen können, richtet Euch diesen Platz ein mit einem gemütlichen Stuhl oder Sessel. So könnt ihr nach der Arbeit oder nach der Uni euch dort mit einer Decke hinsetzen, entspannen und eine Buch lesen.

Wenn du keinen Blick auf die Natur hast, hilft es, wenn du dir Zimmerpflanzen in deine Räume stellst. So kann eine eintönige Einrichtung mehr Abwechslung bekommen.

Inspirationen für Pflanzen in deiner Wohnung 

#7 Licht unterstützt die Psychologie des Wohnens

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(c) Louis Poulsen

Das richtige Licht hilft beim Wohnfühlen. Kühles Licht hilft dabei produktiv zu sein, aber ist nicht sonderlich hilfreich beim entspannen und überhaupt nicht gemütlich. Nun hat nicht jede:r die Möglichkeit ein eigenes Arbeitszimmer zu haben, aber du kannst mit smarten LED-Leuchtmitteln schon viel verändern. Nehmen wir an, du arbeitest am Küchentisch. Dann könntest du deine Beleuchtung morgens und abends auf warm stellen, um erst mal den Tag ruhig anzugehen bzw. abends runterzufahren. Und tagsüber könntest du mit einer kühlen Lichtfarbe produktiv arbeiten. Solche LED-Leuchten, die dann per App steuern kannst, gibt es u.a. bei IKEA.

Mehr über das richtige Licht

#8 Lagom – die richtige Balance der Reize

Der Begriff Lagom stammt aus dem schwedischen und steht für die richtige Balance. Was heißt das in Bezug auf die skandinavische Wohnpsychologie. Kurz gesagt: Ist draußen viel los, kann im Raum wenig los sein und umgekehrt. Wir kennen alle diese reduzierten, minimalistischen Häuser mit rauen Betonwänden und Holz, die in einer atemberaubenden Natur stehen. Das funktioniert. Wenn du aber selbst in einem Betonblock wohnst, solltest du mit Farben, Pflanzen und einer interessanten Einrichtung mit Bildern sowie Leuchten zusätzliche Reize schaffen. Übrigens können Möbel und Deko nicht für eine psychische Reizüberflutung sorgen, falls du da Bedenken hast. 

#9 Räume zeitlich aufteilen nach Bedürfnis und Rückzugsort

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(c) Inter IKEA Systems B.V.

Für alles einen eigenen Raum zu haben, ist Luxus aber auch nicht immer notwendig. Der Trend geht immer mehr dazu Räume multifunktional zu nutzen. Tagsüber ist das Schlafzimmer ein Home-Office, nachts zum Schlafen. Tagsüber ist das Wohnzimmer ein zusätzlicher Spielraum für die Kinder und abends ein Heimkino. Wenn das klar definiert ist, gibt es auch weniger Stress. Wenn der Esszimmer-Tisch tagsüber voll mit Bastelsachen der Kinder ist, kann man das akzeptieren und regt sich nicht darüber auf, wenn da viel rumliegt. Weil es definiert ist. Ähnlich ist es beim Thema Home-Office. Auch das sollte immer an einem festen Platz sein und nach Feierabend sollten die Sachen hinter einer Tür verschwinden, weggeräumt oder zugedeckt werden damit man abschalten kann. Wer wenig Wohnraum hat, kann sich diesen aufteilen indem die andere Person mal spazieren geht und der anderen Person einen Rückzugsort bietet.

#10 Dankbarkeit und die Erkenntnis „Nur du kannst es ändern“

Menschen in Nordeuropa sind dankbarer für das, was sie haben. Warum? Weil sie oft nicht so im Überfluss leben, wie wir. Die Winter sind lang und kalt. Die Natur ist rau und man lebt im Einklang mit ihr. Designklassiker werden oft von Generation zu Generation weiter vererbt und haben eine Bedeutung.

Natürlich wünscht sich jede:r das perfekte Zuhause. Aber wer hat schon die finanziellen Möglichkeiten dafür, kann selbst Eigentum bauen oder hat die Zeit dafür? Du solltest nicht immer unglücklich sein, wie du du wohnst, denn vergiss nie: anderen geht es leider schlechter. Denn oft sind unsere „Probleme“ echte Luxusprobleme und machen uns nur unglücklich.

Wenn du wirklich unzufrieden bist, kannst nur du etwas ändern. Es kommt keine Wohnfee zu dir und regelt das für dich. Ändere deinen Wohnraum nach den Anregungen oben, fahr in den Baumarkt und hol dir neue Wandfarbe. Wenn Du kalte Füße hast und den Boden zu kühl findest, hol dir einen kleinen Teppich. Und schau langfristig nach einer neuen Wohnung und verbessere die Wohnpsychologie.

Mehr dazu auch in meinem Wohn-Podcast „My NORDIC HOME“.

Stefan Nørd
Stefan Nørdhttp://www.NordicWannabe.com
Skandi-Podcaster, Content Creator & Nordic Pioneer, der ein modernes nordisches Leben führt, sein Zuhause skandinavisch einrichtet und mit viel Leidenschaft über seine Reisen durch Nordeuropa berichtet. 2011 war ich das erste Mal in Norwegen und habe mein Herz an Nordeuropa verloren. Diese Liebe hält nun schon viele Jahre mit Hygge, Einrichtungstipps, Rezepten und vielen Zimtschnecken.

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Mehr dazu in meinem Wohn-Podcast

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