Vor kurzem hatte ich die Gelegenheit mit der wunderbaren Sinja Schütte, der Chefredakteurin von LIVING AT HOME ein Interview zu führen. Sie spricht über Ihre Leidenschaft zu Skandinavien und Kopenhagen, über ihren guten Geschmack beim Scandi Style, über Waffeln und den Alltag einer Chefredakteurin.
In der Ausgabe 1/16 von LIVING AT HOME schrieben Sie im Editorial, dass Sie in Kopenhagen waren. Verraten Sie uns Ihre drei Hotspots in der dänischen Hauptstadt?
Da weiß ich gar nicht, wo ich anfangen und aufhören soll 😉 Okay, ich versuche eine Mischung: Köstlich und sehr angesagt: Lunchen im Manfreds (Jaegersborggadde). Das ist der kleine Bruder des Relæ, bekannt durch die New Nordic Cuisine. Das Manfreds ist lässiger, günstiger – aber genauso köstlich. Überhaupt ist die ganze Jaegersborggade eine wundervolle Straße – ich habe mir einen ganzen Tag dafür genommen, von Geschäft zu Geschäft zu gehen und zu stöbern. Dabei habe ich übrigens auch die Bonbon-Boutique „Karamelleriet“ entdeckt, die wir in LIVING AT HOME 12/15 vorgestellt haben. Sehr leckere Lakritze und Fudge habe ich dort gegessen.
Begonnen haben wir den Besuch übrigens in der Haupteinkaufsstraße, da sind alle großen Designmöbel-Hersteller vertreten – und natürlich DAS Designkaufhaus schlechthin: Illums Bolighus. Daneben, etwas versteckt im Hinterhof ist das Royal Smushi Cafe (Amagertorv 6) – kein Geheimtipp aber im Sommer herrlich für eine kurze Pause mit Smørrebrød. Auch dort im Zentrum befindet sich eine meiner Lieblings Interior-Boutiquen namens Stilleben (Niels Hemmingsens Gade/ Instagram: @stilleben_store). Ein absoultes Highlight ist auch der Ausflug ins Louisiana Museum für Moderne Kunst im Norden von Kopenhagen – an einem Sonnentag ist das wie ein Ausflug an den Strand. Für mich eine Entdeckung war auch das Maritime Museum of Denmark ebenfalls im Norden Kopenhagens – tolle Architektur und viel zu entdecken. Wir sind mit dem Auto auf der Küstenstraße zu den beiden Museen gefahren – großartig!
Und last but not least ein relativ neues Restaurant: Das ‚Hanzo’ (Sortedam Dossering 5) Ein bisschen angelehnt an die New Nordic Cuisine. Mit puren Zutaten aus der Region wird hier asiatisch gekocht. Man kann Testmenüs mit 10 Gängen essen – köstlich! Hat aber auch seinen Preis… wie übrigens alles in Kopenhagen.
Waren sie vorher auch schon woanders in Skandinavien, wenn ja: Wo genau waren Sie?
Ich bin in Süddeutschland aufgewachsen – deshalb habe ich Skandinavien eigentlich erst so richtig vor 12 Jahren entdeckt bei einem Städtetrip nach Stockholm mit meiner Mutter. Wir suchen uns jedes Jahr eine Stadt, die wir besuchen. Seitdem bin ich dem Norden verfallen und war häufig dort: Im roten Holzhaus in den Wäldern Smålands, Segeln in den Schären vor Stockholm. Skifahren in Idre Fjäll oder im Norwegischen Trysil. Im Sommer werden wir mit dem Wohnmobil durch Schweden fahren – mal sehen wo es uns da hin verschlägt.
Was mögen Sie an Skandinavien als Land?
Ich mag die Gelassenheit der Skandinavier, die Weite der Natur, die Stille, die wenigen Menschen dort – und das unvergleichliche Blau des Himmels.
Welche Inspirationen nehmen Sie aus dem hohen Norden mit für Ihren Job als Chefredakteurin von LIVING AT HOME?
Es ist die Allgegenwärtigkeit von Design, mit der sich die Skandinavier vollkommen selbstverständlich umgeben. Und es sind die Farben und Materialien, die mich bei jedem Besuch aufs Neue faszinieren.
Die FAZ schrieb: „Wir sind alle Skandinavier“. Gemeint ist damit skandinavisches Design beim Einrichten. Was ist für Sie typisch skandinavisches Design?
Klare Formsprache, Funktionalität, Geradlinigkeit, wertige, natürliche Materialien und außergewöhnliche Farbkombinationen.
Ist das nur ein kurzer Trend?
Nein, schon seit Mitte des letzten Jahrhunderts faszinierten skandinavische Designer wie Finn Juhl oder Hans Wegner die Möbelszene. Aber wir erleben zurzeit ein Revival der großen Klassiker. Das ist zeitloses Design, das bleiben wird.
Wie kann man sich sein Zuhause skandinavisch einrichten?
Am besten genauso entspannt wie die Skandinavier – mit einer Mischung aus Designer-Stücken, Ikea-Möbeln und ein paar Lieblingsteilen vom Flohmarkt (am besten von einem skandinavischen). Helle Farben, helle Hölzer und viel Schwarz-weiß, dann passt das schon.
Was sind Ihre aktuellen Must-haves im Scandi Style?
Das Sofa ‚Rest’ von Muuto. Der Wire-Basket von Firma Living und Wegeners Wishbone-Chair von Carl Hansen.
Mich als Nordic-Blogger faszinieren beispielsweise der Affe von Kay Bojesen Denmark:
Sinja Schütte: Ein zauberhafter Klassiker – sitzt auf meinem Bücherregal.
Die Arch:You Häuser von applicata:
Sinja Schütte: Sehr dekorativ. Wir haben sie schon öfter für LIVING AT HOME fotografiert. Leider gibt es mittlerweile viele nachgemachte…
Woody Bumble aus Dänemark:
Sinja Schütte: Ich mag Dinge mit Gesicht. Sie machen mir gute Laune. Würde gut auf meinen Schreibtisch passen.
Oder auch die neue Leuchte von Vita Copenhagen:
Sinja Schütte: Wunderschön: Schlicht, leise und trotzdem ein Hingucker. Design at its best.
Wie sieht in fünf Sätzen der Alltag einer Chefredakteurin von LIVING AT HOME aus?
6 Uhr aufstehen. Zwei Stunden Familienleben (meine Töchter sind 5 und 9) mit allen Lach- und Schreianfällen. Ab 8:30 bin ich in der Redaktion und habe das Glück mit vielen spannenden und kreativen Köpfen an unterschiedlichen Heften, Projekten und Ideen herumzudenken und sie dann auch umzusetzen. Um 18:30 versuche ich zuhause zu sein, um dann gemeinsam mit meinen Mädels und meinem Lieblingsmann zu essen. Dann heißt es Vorlesen, Kinder-Zähne-Putzen und Nerven behalten…. Meine Tage haben viel Tempo, oft bin ich auch auf Reisen und manchmal ganz schön kaputt am Abend. Aber ich liebe, was ich tue und ich liebe es, nach Hause zur Familie zu kommen. Dafür bin ich sehr dankbar.
In der aktuellen Ausgabe 4/16 von LIVING AT HOME stellen Sie Waffelrezepte vor. Auch typisch nordisch. Was ist Ihre Lieblings-Waffelvariante?
Ganz klar die belgische Waffel! Zählt die noch als nordisch? Ich liebe es auf die kleinen Hagelzuckerstücke zu beißen. Dieses Knirschen – wunderbar! Da brauche ich auch gar nichts dazu – pur und einfach mag ich sie am liebsten. Ganz skandinavisch eben. 😉
Vielen Dank für das Interview!