Am 26. Mai 2015 sollte ein großer Traum von mir endlich wahr werden: Ich habe lebendige Wale bei einer Wal-Safari bei den Vesterålen in Norwegen gesehen. Doch die Bootsfahrt dahin war schrecklich und ich bangte um mein Leben… Wer schnell seekrank wird, sollte nicht weiterlesen. 🙂
Am sechsten Tag meiner Kreuzfahrt mit der Costa neoRomantica zum Polarkreis hatte ich eine Wal-Safari über Costa gebucht. (Preis: 129,95 Euro / Kinder: 90,96 Euro) Eigentlich buche ich keine Touren bei Kreuzfahrtschiffen, weil es zu teuer ist. Aber ein Mietwagen und die Fahrt nach Andenes oder Stø, wo die Wal-Safaris starten, wären vom Preis gleich gewesen. So hat uns ein Katamaran direkt am Kai in Sortland abgeholt, wo auch das Kreuzfahrtschiff anlegte. Auf den Katamaran passten ungefähr 100 Menschen.
So sah unser Transportmittel aus:
Am Tag darauf war der Katamaran auch auf den Lofoten. Anscheinend hatte Costa diesen gemietet.
Zum Einchecken mussten wir zunächst unsere Karten für die Tour abgeben und dann noch mal die Costa-Karte registrieren lassen. Dann ging es los. Vorbei an dem „richtigen“ Schiff: der Costa neo Raomantica. 🙂
Die Stimmung war gut. Ich war aufgeregt. Ich hatte irgendwie vorher schon nicht so gut geschlafen, weil ich die übelsten Geschichten über Katamarane gehört hatte. Aber noch waren alle fröhlich. Dann legte der Kapitän an Tempo zu und wir ritten über die Wellen. Die ersten Passagiere gingen schon nach unten ins Boot. Unten waren Sitze, wie im Flugzeug angeordnet, und es gab ein kleines Café und Toiletten. Zum Glück war das Wetter perfekt. Sonnenschein und kein Regen. Dann fing das Schaukeln an.
Man musste sich wirklich festhalten. Gehen konnte man nicht. Der Katamaran ging irgendwie zwei Meter hoch und runter. Schnell wurde mir klar, wieso die Reiseleiterin vorab noch Reisetabletten verteilte. 🙂 Und die Verwendung der Tüten, die auslagen, war nun auch nachvollziehbar. Aber noch war relativ alles gut. Alle schauten gebannt aufs Meer: Wo sind die Wale?
Unser erster Stopp war die Insel Anda (10 Minuten mit dem Boot von Stø) mit dem Leuchtturm Anda Fyr. Wir blieben auf dem Schiff. Es schaukelte, wie verrückt. Hier auf der Insel sollen 40.000 Vögel leben und brüten: Papageientaucher (hübsche Tiere), Seeadler, Trottellummen, Gryllteisten, Austernfischer, Krähenscharben, Dreizehenmöwen, Raubmöwen und auch viele Seehunde. Leider habe ich keine Seehunde gesehen. Nur einen Seeadler. Toll, wo sind die Wale, dachte ich.
Dann ging es weiter und das Grauen begann, die ersten Leute hielten sich die Hand vor den Mund und rannten nach unten. Ich wollte eigentlich auch durchhalten, aber es machte keinen Spaß. Ich musste eine Tablette einschmeißen, sonst wäre mir auch schlecht geworden. Das sind die besten Tabellen auf der Welt. Ich hatte die mal vor Jahren bei ColorLine auf einer Seefahrt nach Oslo gekauft. In Deutschland sind die bestimmt nicht frei verkäuflich. 🙂 Ich beschreibe die mal so: Es ist einem nicht mehr schlecht, man wird fröhlich und es ist einem egal, was passiert. Nach einigen Minuten wirkte die Pille auch bei mir und ich hatte ab sofort richtig Spaß. Ich ging ganz nach vorne auf den Katamaran, es war ja alles frei, weil die anderen „beschäftigt“ waren. Aber genervt war ich immer mehr. Nun waren wir nun drei Stunden auf dem Schiff, es roch nach Erbrochenem und die Menschen standen Schlange vor den Toiletten oder hatten die Tüte vorm Gesicht. Sollte das alles sein? Für 130 Euro? Doch dann sahen wir den ersten Pottwal!
Es war so ein magischer Moment, den man nicht so oft in seinem Leben hat. Zunächst sah man nur schemenhaft etwas im Wasser schwimmen. Dann eine Fontäne. Ja, ein Wal. Langsam fuhren wir näher an das Tier heran. Der norwegische Wal-Guide, der auch schon mit Drohnen Filmaufnahmen für National Geographic erarbeitete, stand vorne und dirigierte den Kapitän durch die See. Er selbst hat auch ein Schiff und ist ein alter Seebär. Mithilfe von Unterwasser-Mikrofonen werden die Klickgeräusche der Wale verfolgt. So wusste er, wo wir hinfahren mussten und wie tief die Wale abtauchten. Dieser Wal war ein Pottwal, der bis zu 20 Meter lang sein kann und Gewichte von 50 Tonnen erlangen kann. Unglaublich!!! So ein großes Tier direkt vor uns. Alle waren still. Der Gedanke war so absurd, dass das real sein kann. Fragen gingen mir durch den Kopf: Kann der Wal den Katamaran umschmeißen? Ist das wirklich echt? Das ist keine Animation, wie beim weißen Hai? Diesen Moment hat man bestimmt nur ein Mal im Leben. Man fühlt sich so klein und unbedeutend. Was hat die Natur da Zauberhaftes erschaffen? Der Wal hatte nach einigen Minuten genug von seinen Zuschauern und tauchte ab.
Und dann der typische Touristen Moment: Der Wal tauchte wieder auf. Und dann tauchte er ab und die Fluke ragte gen Himmel. Die Kameras und Fotoapparate klickten, klickten, klickten, klickten, piepten. Ähnlich, wie beim roten Teppich, wenn ein Star vorbei kommt. Diesen Moment möchte jeder für zu Hause festhalten. Ich hatte ja meine Pole-Position, weil die anderen erst später wieder ans Deck kamen.:-)
Dann waren wir an dieser Stelle fertig und es ging weiter. Wir scannten jeden Quadratmeter der See. Wo sind Wale? War das alles? Nun gut…
Nein, es war nicht vorbei. Wir hatten Glück und trafen eine Familie Grindwale (drei bis acht Meter groß). Sie begleiteten das Schiff und hatten keine Angst. Nun kennt man ja Filme, wie Free Willy, und glaubt, dass Wale aus dem Wasser springen. Das war meine Vorstellung. 🙂 Aber das war nicht der Fall in der Realität. Sie verhielten sich, wie Delfine: kamen kurz hoch und verschwanden wieder im Wasser.
Die Reiseleiterin sagte dann, dass man wieder zurück müsse. Doch dann geschah ein kleines Wunder: Um uns waren ungefähr 25 kleine Wale. Überall tauchten sie auf. Eine ganze Familie. Und auch ein kleines Fischerboot kam vorbei.
Alle waren glücklich und zufrieden. Fasziniert von den Walen. Hinterher erfuhr ich, dass sich hinter mir eine Dame übergeben musste, weil das Schiff wieder hoch und runter ging. Doch das bekam ich, glücklicherweise, nicht mit. Danke an meine Pillen 🙂 Nun hatte sich die Wal-Safari gelohnt. Wir hatten Wale gesehen und fuhren direkt zurück nach Sortland. Die Besatzung reinigte das Deck mit einem Wasserschlauch und der Seegang ging zurück. Als wir dann in Sortland, nach insgesamt fünf Stunden, ankamen, küsste sogar einer den Boden. 🙂
So, sieht es am Hafen aus.
Ich wurde neulich gefragt, ob sich so eine Wal-Safari lohnt. Ich kann nur sagen: definitiv ja! Bei den Vesterålen, Norwegen, gibt es eine nahe 100-prozentige Wal-Garantie. Und gut, das Schaukeln… Pille einwerfen und gut ist. Es waren viele ältere Menschen auf dem Schiff und wenn man weiß, dass einem schnell schlecht wird, mache ich doch so eine Fahrt nicht mit?! Auf der anderen Seite wird man vielleicht nur ein Mal in seinem Leben Wale sehen. Von daher sollte man die Chance nutzen, wenn man die Gelegenheit hat. Man fühlt sich danach so geerdet und alles andere wird in dem Moment unwichtig! Genießt den Moment!
Wer sich für Wal-Safaris außerhalb einer Kreuzfahrt interessiert, kann in Andenes und Stø eine machen.
Informationen von VisitNorway: http://www.visitnorway.com/de/reiseziele/nordnorwegen/vesteralen/
Auf der Facebookseite „Whale Safari, Andenes“ gibt es auch Infos über Andenes und Walsafaris: https://www.facebook.com/whalesafariandenes?fref=ts
Wal-Safaris von Stø: http://www.arcticwhaletours.com/de/safari