Raphaël Vogt sorgt bei den weiblichen TV-Schauern, wenn er den smarten Sunnyboy von nebenan spielt, für Herzrasen. Männer spricht er als Botschafter für den MMA Sport an, den er selbst betreibt und in Deutschland voran bringen möchte. Er ist vielseitig talentiert: er könnte mit seinem Aussehen das Titelbild der GQ schmücken oder mit seiner souveränen Ausstrahlung ernste Theaterrollen spielen. Er hat jahrelang in Seifenopern gespielt, Kino- und Spielfilme gedreht. – Seine Stimme leiht er vielen Hörspielrollen und arbeitet auch im Synchron. Am 17. Mai, 20:15 Uhr, spielt der Halbfranzose Raphaël Vogt einen Koch in der Pilcher-Verfilmung „Rundum Glücklich“ im ZDF. ZDF-Zuschauer kennen Raphaël aber auch aus dem Jahr 2007: In Inga Lindström’s „Weekend in Söderholm“ spielte er den Mikael Asmussen. Im Interview verrät er auch, wie er sich auf seine Rolle als NordicWannabe perfekt vorbereitet und wie es an den schönen Sets in Schweden war. Foto: Gregor Laubsch
Interview mit Schauspieler Raphaël Vogt
Hallo Raphaël, Du bist am Sonntag, 17. Mai 2015, im ZDF um 20.15 Uhr als Koch im neuen Pilcher-Film zu sehen. Schaust Du Dir den Film an? Allein? Mit Freunden? Bist Du aufgeregt?
Hallo Stefan, ich muss Dir gestehen: Ich habe den Film bereits gesehen. Etwas aufgeregt war ich schon. Das Gefühl, was wir beim Drehen und Spielen einer Geschichte haben, entspricht oft gar nicht dem Ergebnis. Außerdem ist es spannend zu sehen, was die Kollegen so erarbeitet haben in den Bildern, in denen die eigene Figur nicht auftaucht.
Du spielst einen Koch: Musstest Du vorher eine Kochschule besuchen? Oder wo hast Du das Kochen gelernt? Man sagt ja über Franzosen, dass sie das Essen zelebrieren.
Stimmt, ich habe mich etwas mit der Materie befasst. Ich habe einen befreundeten Koch in seiner Küche besucht. Kein leichter Job, den der Koch da hat! Es gibt ein paar Dinge, die einen schnell als Simulant entlarven können. Dinge, wie das schnelle und präzise Schneiden kann fast jeder Koch blind. Soetwas habe ich geübt. Allerdings hatten wir am Set auch diverse Köche, die zum Beispiel bereit gewesen wären als Handdouble zu fungieren. Letztere habe ich auch „mißbraucht“ um mir vor Ort noch ein paar Tricks abzuschauen. – Ich selber koche gern. Das kam mir natürlich zugute. Auch wenn mich natürlich keine Sterne zieren, fühle ich mich in einer Küche als Solches wohl.
Kennst Du die drei Geheimnisse der französischen Küche? Nein? Ich verrate sie Dir zum Schluss des Interviews.
Kannst Du uns schon etwas über Deine Rolle und den Film verraten?
Du kennst das ja. Wenig. Aber immerhin ein bisschen. Die Pilcher Bücher lesen sich heute etwas moderner. Sie sind komödiantischer. Rosamunde Pilcher ist 80 geworden und die Bücher werden immer jünger. Mein erster Pilcher war etwas…sagen wir konservativer.
„Rundum glücklich“ ist von Stephen Sykder hervorragend besetzt worden. Caroline Frier, die weibliche Hauptrolle, hat ein großartiges Gefühl für Timing und für ein komödiantisches Genre eine Top-Besetzung. Mit Christoph von Friedl habe ich bereits den ersten Pilcher gedreht. Wir verstehen uns blendend. Abgerundet wird der Film durch wunderbare Schauspieler, wie Heinrich Schafmeister, Nadine Schori, Nora Jokhosha und Robert Giggenbach. Wir waren ein tolles Team und haben auch heute noch guten Kontakt.
Über meine Rolle kann ich Dir konkret verraten, dass Simon der beste Freund von Betty ist, die sich im Zuge des Films ganz schön verrennt. Und es geht in erster Linie um die Liebe. Wer hätte das gedacht. Auch um die Liebe zum Essen. Süß und deftig. Ganz mein Thema…
Konntest Du am Set auch die englische Landschaft genießen?
Cornwall ist wunderschön und wir hatten irre Glück mit dem Wetter. Was dem Film natürlich auch zugute kam. Die Pilcher Reihe ist eine Schönwetterreihe. Sonne ist Pflicht. Und wir hatten ihn den Super-Sommer. Begonnen hat der Tag dort am Fistral Beach. Da wurden wir von der Produktion traumhaft schön untergebracht. Und traditionell bereist man für den Dreh Cornwall dann in Tagesausflügen. Ich stell das mal in Stichworten dar: Enge Landstraßen, frische Atlantikluft, bewegtes Meer, hochherrschaftliche Anwesen, saftiges Grün, Clotted Cream.
Das klingt jetzt alles nach Urlaub. Der war es natürlich nicht. In erster Linie wird der Zuschauer von den Landschaften und schönen Kulissen profitieren, die der Locationscout gesucht hat für die Geschichte. Wir hatten aber alle auch ein paar Tage frei und bekamen so die Chance uns umzusehen.
Dreharbeiten in Schweden mit Raphaël Vogt
Als Schauspieler kommst Du viel rum. 2007 hast Du in Schweden gedreht für einen Inga Lindström-Film. Was ist Dir in Erinnerung geblieben von den Dreharbeiten in Bezug auf Landschaft und die Menschen dort?
Ich hatte zuvor keine Ahnung, wie Schweden sich als Land darstellt. Jetzt guck nicht so. Ich war bereits einige Male in Dänemark im Urlaub. Immer im Winter. Aber in Schweden noch nie.
Erste Eindrücke konnte ich in Stockholm sammeln. Ich war platt. Schöne, kleine Gassen in pitoresquer Altstadt, sehr offene und schöne Menschen. Eine Stadt, die vieles bietet: Kultur, Großstadtflair, Romantik, starkes Leben und alle sprechen perfektes Englisch!
Der Rest des Films fand in ländlicher Gegend statt. Seen, wie aus dem Bilderbuch. Klar, tiefblau. Von den Menschen habe ich beim Drehen auf dem Land weniger mitbekommen.
Aber: Es herrscht in Schweden eine sehr kinderfreundliche Politik. Damals fiel das auf. Der Staat fördert dort den Nachwuchs. Da könnte sich Deutschland grundsätzlich ein Scheibchen von abschneiden. Demographisch wird es den Schweden in 100 Jahren etwas besser gehen als den Alemannen.
Und noch etwas: Das Essen war ungenießbar. Ja, nur glänzen tut Schweden jetzt auch nicht 😉 Wir hatten glücklicherweise gutes Catering am Set.
Deine Rolle hieß „Mikael Asmussen“. Wie bereitet man sich auf so eine Rolle vor? Versucht man einen Schweden zu imitieren mit dem Akzent. Reichen blaue Augen aus, um als Schwede authentisch zu sein? Oder hat man gar nicht den Ansatz verfolgt, es „schwedisch“ klingen zu lassen?
Das ist nicht gewollt. Die Reihe ist für den deutschen Markt gedacht. (Landes-)Akzente sind dort unerwünscht. Ich hab mich nur inhaltlich auf die Rolle vorbereitet und eine Haltung gesucht für die Figur. Die blauen Augen. Die waren bestimmt ein Besetzungsgrund. Meinem Vater sei Dank!
Wie in den Pilcher Filmen spielen immer auch ortsansässige Schauspieler mit. Die spielen dann in Ihrer Landessprache und werden anschließend in Deutschland in Hochdeutsch synchronisiert. Das Spielen in zwei unterschiedlichen Sprachen kann durchaus sehr komisch sein.
Schwedisches Essen
Hast Du aus Schweden etwas mitgebracht oder beispielsweise besonderes Essen dort gegessen?
Wie gesagt, das Essen war besonders eigen. Lass mich überlegen. Irgendwas nehme ich meistens von meinen Projekten mit. Ich glaube es war ein Teil von meinem Spielauto. Nichts typisch Schwedisches. Aber schöne Eindrücke. Ich schwärme immer noch von Stockholm.
Wo wir grad übers Essen sprechen… Als Schauspieler hältst Du Deinen Körper fit? Du läufst viel, machst Kampfsport (MMA und Thai-Boxen), wie bringst du das alles unter einen Hut?
Andersrum. Ich laufe wenig, mache aber viel Kampfsport. Laufen tue ich nur, wenn es nichts Anderes gibt, dass ich cardiotechnisch betreiben kann, um zu verbrennen. Ich esse gern und gut und viel. Das heißt ich muss auch viel Sport betreiben. Ich bin außerdem gerade zu süchtig nach meinem Kampfsport. Den betreibe ich 5x die Woche. 1x die Woche bewege ich ein paar Gewichte oder mein Eigengewicht hin und her. Ein Tag regeneriere ich, manchmal.
Ich reise immer mit zwei zusätzlichen Sporttaschen. Eine mit Schutzausrüstung für das Thaiboxen und eine mit „normalem“ Sportequipment. Damit komm ich überall gut zurecht.
Privatleben von Raphaël Vogt
Über Dein Privatleben erfährt man kaum etwas. Aber auf Deiner neuen facebook-Seite liest man oft, dass Du als Punkterichter bei MMA-Events bist. Was genau machst Du da? Wann hast Du Deine Leidenschaft für diesen Sport entdeckt?
Richtig. Ich habe es geschafft, nebenberuflich meine Leidenschaft auch geschäftlich auszubauen. Zusammen mit Partnern habe ich 2013 eine MMA Veranstaltungsreihe namens „Roundhouse MMA Event Series“ ins Leben gerufen. Diese geht bald in die zweite Runde, wir gehen gerade in Planung. Das ist das Eine.
Zum Anderen bin ich vom deutschen MMA Verband GEMMAF ausgebildeter Judge und arbeite in dieser Funktion bei diversen Events als Punkterichter. Ich persönlich sehe mich auch als Botschafter für den MMA Sport, den ich gern bald wieder im deutschen Fernsehen sehen würde.
Letzte Frage: Sonntag sehen wir Dich alle im Pilcher „Rundum –Glücklich“. Bist Du rundum glücklich?
Ja, das möchte ich gern von mir behaupten 🙂 Davon darf man sich gern unter www.facebook.com/raphaelvogtschauspieler ein Bild machen
Vielen Dank für das Interview Raphaël Vogt.
Danke Dir auch! Und nun halte ich noch mein Versprechen. Die Antwort ist: Butter, Butter und Butter! Bon appetit…